Als Deutsche Vizemeisterinnen hat sich die Frauen-Mannschaft unserer Tamburello-Gruppe das Startrecht beim Europapokal erspielt. Nachdem wir 2018 bereits in Marseille waren und unsere Teilnahme 2019 terminlich nicht möglich war, fahren wir dieses Jahr wieder!

Der 28. Europapokal fand vom 31.01.2020 bis zum 02.02.2020 in Mèze in der Nähe von Montpellier an der französischen Mittelmeerküste statt. Unsere Reisegruppe fuhr am 30.01.2020 mit dem Zug hin und kam am 03.02.2020 zurück nach Hannover.

Überblick vor dem Turnier

Bei dieser Ausgabe treten neun Frauen- und zehn Männer-Mannschaften an. Bei den Frauen gibt es drei Gruppen mit jeweils drei Mannschaften. Unser Team trifft auf Gruppe B auf APD Vigor Nave San Rocco und Associação de Moradores do Bairro Novo/Moita.

Bei den Frauen nimmt aus Deutschland noch die SpVgg Dresden-Löbtau teil. Dazu kommen jeweils noch zwei Mannschaften aus Frankreich und Katalonien sowie ein zweites Team aus Italien. Bei den Männern treten die Jungs aus Fallersleben und Köln in einem Teilnehmerfeld mit je zwei italienischen, französischen und katalanischen Teams und jeweils einem Team aus England und Ungarn an.

Gruppenphase

Nach einer 11-stündigen Anreise im Zug am Donnerstag, unnötigen Problemen mit dem Mietwagen und schnell verflogener Enttäuschung über die Unterkunft ging es am Freitag für unser Team in die Gruppenphase.

Vorrunden-Spiel 1 gegen Associação de Moradores do Bairro Novo

Unser erster Gegner in der Vorrunde war die Mannschaft von AMBN aus der portugiesischen Stadt Moita südlich von Lissabon. Bei den internationalen Wettbewerben spielen die Portugiesinnen zwar regelmäßig mit, landeten dabei bisher immer nur auf den hinteren Plätzen. Daher hofften wir hier darauf, dieses Spiel zu gewinnen und damit den direkten Einzug ins Viertelfinale zu schaffen.

Als das Spiel startete, stellten wir recht schnell fest, dass wir zwar konzentriert spielen mussten. Wir wussten aber auch früh, dass wir das Spiel recht gut in den Griff bekommen. Die Portugiesinnen brachten sich immer wieder selbst bis kurz vor Gewinn einzelner Spiele. Allerdings konnten wir diese Spiele noch für uns entscheiden und frühzeitig deutlich in Führung gehen. Mit einer fokussierten Leistung konnten wir das Spiel am Ende mit 13:3 für uns entscheiden.

Vorrunden-Spiel 2 gegen APD Nave San Rocco

Der zweite Gruppengegner hatte es in sich. Die Mannschaft aus Nave San Rocco, das mancher Italien-Urlauber vielleicht als Schöffbruck kennt, ist wohl die stärkste Frauen-Mannschaft. Die Startformation des Teams aus der Region Trentino-Südtirol war der Kern der italienischen Nationalmannschaft, die im Dezember 2019 zum dritten Mal Weltmeister wurde. Wenn die Spielerinnen irgendwo teilnehmen, gewinnen sie üblicherweise auch den Titel. Der Club war beim Europapokal auch der Top-Favorit und für uns ein Gegner, von dem wir viel lernen.

Im Spiel konnten unsere Frauen trotz der sich abzeichnenden italienischen Übermacht immer wieder richtig gut mitspielen. Zu Beginn des Spiels schienen unsere Gegnerinnen recht überrascht, dass unsere Mannschaft sehr gute Bälle zurückspielte. Wir konnten uns ordentlich gegen die Übermacht wehren und in der frühen Phase selbst ein Spiel holen. Im weiteren Verlauf der Partie waren wir mehrmals kurz vor weiteren Spielgewinnen. In diesen Momenten drehten die Italienerinnen auf, um dann doch nichts anbrennen zu lassen. Unser Team brachte sie mehrmals dazu, dass sie fokussiert spielen mussten, um die Punkte zu holen. Darauf sind wir wirklich stolz, auch wenn es am Ende mit 01:13 die erwartete Niederlage gab.

Platzierungsspiele

Durch den Sieg gegen das Team aus Moita waren wir als Gruppenzweite direkt für das Viertelfinale qualifiziert. Zwischen den beiden Zweitplatzierten der Gruppe A und B gab es einen Quervergleich der Vorrunden-Ergebnisse. Der Gewinner des Vergleichs traf im Viertelfinale auf die Zweitplatzierten der Gruppenzweiten der Gruppe C. Auf das andere Team warteten die Siegerinnen der Gruppe C. Wir hatten dabei gegen das Team aus Dresden-Löbtau die Nase vorn und trafen damit auf die Gruppenzweiten. Letztlich war das für beide deutschen Teams kein wirklicher Unterschied. Es ging darum, wer gegen die Französinnen und wer gegen die Italienerinnen antreten durfte. Für beide Teams waren das so oder so kaum lösbare Aufgaben.

Viertelfinale gegen ASDT Mezzolombardo

Das Frauen-Team aus Mezzolombardo war bei der italienischen Meisterschaft Vizemeister hinter Nave San Rocco. Bei der letzten WM stellte der Club auch viele Spielerinnen der italienischen Weltmeister-Mannschaft. Die Ausgangslage war somit die gleiche wie vor dem zweiten Vorrunden-Spiel. Trotzdem spielten unsere Frauen hier wieder sehr gut mit und konnten sich durchaus auch behaupten und gut verkaufen. Wenn es drauf ankam, konnten dieItalienerinnen den entscheidenden Unterschied herbeiführen. Mit 02:13 aus unserer Sicht ging es in die Platzierungsrunde für die Spiele um Platz 5 bis 8.

Zwischenrunde gegen CET Maresme

Die vier ausgeschiedenen Viertelfinalisten spielten in einer Zwischenrunde aus, welche Mannschaften in die um Platz 5 und 7 kommen. Beide Spiele dieser Zwischenrunde waren Duelle zwischen den katalanischen und deutschen Teams. Wir trafen auf den CET Maresme, einer Mannschaft aus einer Küstenregion nördlich von Barcelona.

Im internationalen Vergleich sind die katalanischen Mannschaften aktuell die dritte Kraft, wobei die deutschen Teams langsam aufschließen. Dadurch erhofften wir uns, das Spiel vielleicht sogar zu gewinnen.

Leider konnte sich unsere Mannschaft im dritten Spiel am Samstag nicht in den Leistungsbereich der vorigen Begegnungen spielen. Dadurch endete das Spiel gegen Maresme mit 05:13.

Spiel um Platz 7 gegen SpVgg Dresden-Löbtau

Unsere Gegnerinnen im Spiel um Platz 7 waren im letzten Spiel am Samstagabend die Frauen aus Dresden. Sie hatten im zweiten Spiel der Zwischenrunde nach einer Aufholjagd gegen CET INEF aus Barcelona im Tie-Break denkbar knapp verloren. Somit war es auf internationaler Ebene die Neuauflage der Finalspiele der letzten drei deutschen Meisterschaften.

Unsere Mannschaft spielte sich in der Begegnung schnell auf ihr bestes Level. Nach einem 1:3-Rückstand gingen wir mit 7:3 in Führung. Die Dresdnerinnen verkürzten anschließend auf 7:5, bevor unsere Frauen die Führung auf 11:5 ausbauen konnten. Nachdem unsere Gegnerinnen die folgenden zwei Spiele für sich entschieden, konnten wir auf 12:7 stellen.

Beide Teams schenkten sich das gesamte Spiel über nichts und pushten sich gegenseitig auf ihr höchstes Leistungslevel. Wir hatten insgesamt öfter das Quäntchen mehr Glück. Dadurch hatten wir beim Stand von 12:7 verdienterweise den ersten Matchball. Die Dresdnerinnen wehrten diesen in ihrem eigenen Aufschlagspiel nochmal knapp ab. Kurz vor dem vermeintlichen Ende des Spiels hatten sie noch ihre Aufstellung umgestellt, um nochmal was zu ändern.

Dass diese Änderung dann aber spielentscheidend werden würde, konnte zu diesem Moment wohl niemand voraussehen. Schließlich ritt unser Team bis dahin auf einer Welle, bei der der verdiente Sieg nur eine Frage der Zeit schien. Nachdem der erste Matchball nicht zum erhofften Erfolg führte, lief das Spiel auf einem hohen Niveau beider Teams in einem engen Spielverlauf weiter. Die Änderung der Aufstellung und das Abwehren des ersten Matchballs waren bei den Dresdnerinnen scheinbar eine Initialzündung. Irgendwie brachten sie nochmal einige wenige Prozent mehr auf das Parkett. Während wir bis dahin in einem spannenden Match die Nase vorne hatten, schwang das Pendel nun zu Gunsten unserer Gegnerinnen. Die Dresdnerinnen schafften es in einer packenden Schlussphase Spiel für Spiel aufzuholen.

Somit stand es 12:10 für uns, als wir bei eigenem Aufschlag den zweiten Matchball hatten. Diesen entscheidenden Punkt schafften wir leider wieder nicht. Im folgenden Spiel brachten sich die Dresdnerinnen mit ihrem eigenen Aufschlag in den Tie-Break. Das Momentum war nun auf Seite unserer Gegnerinnen. Die Dresdnerinnen waren mit dem Rückenwind aus dem Schlussspurt und dem Willen der Wiedergutmachung des knapp verlorenen Tie-Breaks gegen INEF zuvor das kleine entscheidende Stück besser drauf. Das letzte Spiel ging somit auch noch zugunsten der Dresdnerinnen aus. Unser Team stand wie paralysiert auf dem Feld ohne Worte, dass ihre grandiose Leistung nicht reichte, das Spiel zu gewinnen.

Letztlich gibt es auch nicht die eine Erklärung dafür, was wir hätten anders machen müssen, um dieses Spiel garantiert zu gewinnen. Beide Teams agierten die gesamte Partie über auf einem ähnlichen Level. Viele einzelne Ballwechsel und Spiele waren immer wieder eng, auch in der Schlussphase. So waren es wenige individuelle Kleinigkeiten, die bislang aber auch passieren können, deren Summe dann am Ende entscheidend waren. Mit etwas Abstand nahm die Mannschaft aus einem „Das darf nicht passieren!“ nach dem Spiel aber auch die Motivation mit. Das Team will im Training weiter hart daran arbeiten, dass wir in solchen Situationen noch besser agieren können. Dann können wir vielleicht auch das entscheidende Quäntchen Glück noch mehr auf unsere Seite zwingen und somit solche Spiele entscheiden.

So kann uns diese bittere Niederlage hoffentlich dabei helfen, im Laufe der Zeit noch stärker zu werden. Vielleicht sind diese negativen und positiven Erfahrungen aus dem Europapokal das Fundament für spätere Erfolge.

Sportliche Ergebnisse der deutschen Teams

Für uns stand bei den Frauen am Ende, wie vor zwei Jahren, Platz 8 und viele Erkenntnisse. Die Frauen aus Dresden schafften Platz 7. Im Damen-Finale der Damen setzte sich Paulhan im französischen Finale gegen Poussan durch. Die Mädels aus Nave San Rocco hatten mal nicht gewonnen und holten gegen Mezzolombardo noch Platz 3.

Bei den Männern landeten die Kölner auf Platz 7 und die Fallerslebener spielten sich bis ins Halbfinale vor. Gegen die späteren französischen Turniersieger aus Cournonterral gab es im Halbfinale aber nichts zu holen. Im Spiel um Platz 3 gegen AST Aigues-Vives waren die Franzosen auch stärker, sodass die Fallerslebener am Ende Platz 4 belegten.

Fazit

Es war für uns insgesamt eine lustige und tolle Reise. Wir hatten sehr viel Spaß und die paar negativen Erlebnisse konnten der guten Stimmung im Team nichts anhaben.

Ein Anruf bei der Hotline und ein Taxi halfen gegen die überraschend geschlossene Mietwagen-Station. Gegen die erste Ernüchterung über die Unterkunft halfen Durchhaltevermögen, Zusammenhalt und der Blick auf die Kulisse vor der Herberge. Das fehlende Abendbrot am Samstagabend aufgrund unseres parallel stattfindenden letzten Spiels kompensierten wir mit einem Besuch einer bekannten Restaurant-Kette.

Solche Reisen, mit ein paar Verbesserungen, machen wir gern wieder.