Mit Hilfe vom Deutsch-französischen Bürgerfonds, dem Kulturbüro unserer Stadt, der Sportförderung und dem FC Schwalbe reiste eine 12köpfige Delegation aus dem Süden Hannovers in unsere Partnerstadt Perpignan in Südfrankreich. Ein Erfahrungsbericht auf dem langen Wege zum Hause des Nachbarn: Wir sind in zwei Gruppen auf unterschiedliche Weisen in das 1500km entfernte Perpignan angereist. Die eine Gruppe nahm den Zug mit 16 Stunden Reisezeit, die andere Gruppe war mit Flugzeug ca .12 Stunden unterwegs. Die Kosten waren für beide Gruppen gleich groß, wobei die Zugfahrer neben den ökologischen Vorteilen auch eine kleine Stadtbesichtigung in Paris und einen Restaurantbesuch inklusive hatten.

Nachdem die offizielle Kontaktaufnahme über die Rathäuser und die Sportförderung keinen Erfolg hatten, um eine Einladung oder Ankündigung unseres Besuches zu erreichen, nahmen wir das Heft des Handelns als Privatpersonen in die Hand und fuhren sozusagen „ins Wolfgang Ehlers Blaue“. Annette Siebert sei Dank, dass sie als Dolmetscherin fungierte, um alles Nötige verständlich zu machen.

Wie von Geisterhand konnte kurz vor Abreise über den Katalanischen Bouleverband ein Kontakt zu einem Bouleverein des kleinen Nachbarortes Bompas hergestellt werden. Bompassenque heißt er und überschüttete uns mit einer Herzlichkeit und Gastfreundschaft, die uns alle erstaunen ließ. Deren Freude über unser Kommen drückte sich in der Art aus, dass sie einen immensen Aufwand betrieben, sich als Gastgeber zu präsentieren.

Gemeinsame Essen wurden organisiert, bei bestem Wetter, natürlich unter freiem Himmel. Die Köstlichkeiten und typischen Produkte der Region wurden dargeboten. Die Idee und Initiative des Abteilungsleiters der Boulesparte des FC Schwalbe stieß sofort auf Gegenliebe des Präsidenten vom Bompassenque und sie zogen ihre Leute mit sich.

Eine Reise zu unternehmen und Gäste zu empfangen und bei sich zu haben, birgt immer Überraschungen. Ja es braucht neben Neugier auch Mut auf beiden Seiten, sich mit Neuem und Unerwartetem zu arrangieren. Was haben wir denen gebracht und was nehmen wir mit nach Hause? Zuerst wurde uns bescheinigt, gute Botschafter unseres Landes zu sein. Wir haben deren gewöhnlichen Boulealltag bereichert, indem wir bei 6 Turnieren französisch-deutsche Mannschaften gebildet haben, ein deutsch-französisches Turnier gespielt haben (das Ergebnis lasse ich hier mal weg…).

Wir haben auch Anerkennung bekommen für die lange Anreise und unsere Organisation mit dem Ergebnis, dass sich der finanzielle Rahmen in Grenzen hielt. Natürlich haben wir sie zu einem Gegenbesuch eingeladen, aber die Chancen sind nicht gerade hoch, denn diesen Aufwand zu betreiben, zum Beispiel die Formulare für den deutsch-französischen Bürgerfond auszufüllen, scheint für sie zunächst groß. Abgesehen davon ist die Klientel von Bompassenque auch nicht gerade finanzstark und es gibt Zweifel, ob sie eine Gruppe finden, die sich auf den Weg machen wird. Wir würden es uns wünschen.

Und was nehmen wir nun mit? Die Erfahrung von großer Gastfreundschaft, Freundlichkeit und Herzlichkeit, diese schöne Kombination von Lockerheit und Ernsthaftigkeit im Spiel, das Erleben, wie die Stadt einem Bouleverein ein Gelände und ein Vereinsheim mit Bar und kostengünstigen Getränken kostenlos zur Verfügung stellt, um neben rein sportlichen Interessen eben auch gemeinschaftliche Angebote für Menschen, wie Rentner und schwer zu integrierende Menschen zu machen. Ein völlig anderes Konzept als bei uns in Deutschland.

Mitgenommen haben wir die Gerüche und visuellen Eindrücke aus den Pyrenäen, die wir mit 2 alten „Enten“ erfahren haben und natürlich den Geschmack wunderbarer Weine, erklärt und dargeboten von einem Winzer.

Da Bompas nicht, wie zunächst angenommen, ein Stadtteil vom Perpignan ist, sondern eine eigene Stadt, sind wir nochmals vor Ort aktiv geworden und haben mit dem Verein „Pétanque du Square“ ein Treffen und Zusammenspiel mit gemischten Mannschaften arrangiert – leider nur einmalig, weil die Zeit zu knapp war. Nicht weniger herzlich war das Bewusstsein für unsere Städtepartnerschaft da. Eine Einladung zu unserem 125jährigen Jubiläum wurde selbstverständlich ausgesprochen. Wir bleiben in Kontakt, damit die Idee der Städtepartnerschaft weitergelebt wird und wir uns revanchieren können. Allen Teilnehmenden und Sponsoren sei gedankt für ein ziviles Engagement für ein geeintes, starkes Europa.

Thomas Siebert
FC Schwalbe
Boule Pètanque